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Carl Orff

Carl Orff

Herkunftsland: Deutschland
Geburtstag: 10. Juli 1895
Todestag: 29. März 1982

Über Carl Orff

Orffs Musik, seine musikē – ich gebrauche mit Absicht den griechischen Ausdruck –, bietet weniger für das Ohr als die traditionelle Opernmusik. Dafür bezieht sie aber alle Sinne ein; denn sie ist nicht nur Ton, sondern auch Tanz, nicht nur Klang, sondern auch Spiel, nicht nur Gesang, sondern auch Szene, Theater – sie ist Musik im Sinne einer alle Künste vereinenden und zusammenschließenden Musenkunst, wie sie zuerst die Griechen entwarfen. (Hans Maier)

Carl Orff wurde am 10. Juli 1895 in München geboren. Bereits mit fünf Jahren bekam er Klavierunterricht, später kamen Cello- und Orgelstudien hinzu. Ab 1903 lassen sich regelmäßige Theater- und Opernbesuche nachweisen. 1911 erschien sein erstes gedrucktes Werk, das Lied „Eiland, ein Sang vom Chiemsee“, noch bevor Orff systematische Kurse in Musiktheorie besucht hatte. Von 1912 bis 1914 studierte er an der Münchner Akademie der Tonkunst bei Anton Beer-Walbrunn Komposition, ab 1914 bei Hermann Zilcher Klavier. 1915 sammelte Orff erste praktische Erfahrungen am Theater, er arbeitete als Korrepetitor und wurde ein Jahr später Kapellmeister an den Münchner Kammerspielen. Nach kurzem Kriegsdienst wechselte er 1918 als Kapellmeister zu Wilhelm Furtwängler an das Mannheimer Nationaltheater und das Landestheater Darmstadt. Bei Heinrich Kaminski nahm Orff erneut Kompositionsunterricht und beschäftigte sich intensiv mit Bach, Buxtehude, Pachelbel und besonders Monteverdi. Als Mitbegründer der „Günther-Schule" für Gymnastik, Musik und Tanz in München (1924) übernahm er die Leitung der Abteilung für Tänzerische Musikerziehung. Hier fand Orff ein ideales pädagogisches Experimentierfeld, um das „Orff-Schulwerk" (1930-1934/1950-1954) zu entwickeln, das sich mit großem Erfolg weltweit verbreitete und bis heute auch in der Sozial- und Heilpädagogik eingesetzt wird. 1936 erhielt Orff den Auftrag, einen Teil der Einzugsmusik zur Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele zu komponieren. Von 1950 bis 1960 leitete er eine Meisterklasse für Komposition an der Staatlichen Hochschule für Musik in München. Ab 1955 lebte er in Dießen am Ammersee; er starb am 29. März 1982 in München.

Von Anfang an konzentrierte sich Orff ausschließlich auf textgebundene Musik. Sein Anliegen war, Theater, Musik, Tanz und Schauspiel zu einer Einheit zu verbinden, wobei die rhythmische Organisation der Sprache oft das kompositorische Gerüst bildet. 1912 komponierte Orff sein erstes Chorwerk („Also sprach Zarathustra“, nach Nietzsche) und eine frühe, noch stark unter dem Eindruck Debussys stehende Oper Gisei, das Opfer, die 1913 fertiggestellt wurde. Über Studien der Kontrapunktik alter Meister fand Orff schließlich zu einem eigenen Stil. Seine Faszination für die Schriften des Mittelalters und der Antike schlug sich in Werken wie dem Zyklus Trionfi (Carmina Burana, 1936, Catulli Carmina, 1943 und Trionfo di Afrodite, 1951), den Nachdichtungen Hölderlins auf griechische Dramen Antigonae (1949) und Oedipus der Tyrann (1959) sowie Aischylos‘ Prometheus (1967) nieder. Einer zweiten Gruppe sind die märchenhaften Werke Der Mond (1938/71) und Die Kluge (1942) zuzurechnen. Beeindruckt vom Vokalreichtum des Dialekts schrieb Orff auch Werke in altbayerischer Mundart: Die Bernauerin (1946). Sein letztes Bühnenwerk, das Mysterium De temporum fine comoedia, wurde 1973 bei den Salzburger Festspielen uraufgeführt.

Die Carmina Burana sind Carl Orffs bekannteste Komposition. Die als szenische Kantate zusammengefügten Gesänge entstanden auf Texte einer mittelalterlichen Handschrift aus dem Kloster Benediktbeuern. In einer Mischung von archaisierender Harmonik und tänzerisch-pulsierender Rhythmik hat Orff eine Musik von enormer Dynamik geschaffen. Nicht zuletzt der mächtige, die Frühlings-, Trink- und Liebeslieder umrahmende „Fortuna“-Chor machte die Carmina Burana zu einem der meist gespielten Werke der Musik des 20. Jahrhunderts.

Carl Orff erhielt die Ehrendoktorwürde der Universitäten Tübingen (1959) und München (1972) sowie das Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband der Bundesrepublik Deutschland (1972). Im Jahr 1947 wurde ihm der Musikpreis der Stadt München und 1974 der Romano Guardini Preis der Katholischen Akademie in Bayern verliehen. Carl Orff war Ehrenbürger der Stadt München und Mitglied des Ordens pour le mérite für Wissenschaften und Künste. In Dießen am Ammersee erinnert das Carl Orff Museum an Leben und Werk des Komponisten; mehrfach wurden pädagogische Einrichtungen, Schulen und Institutionen nach ihm benannt.

Werkliste

Chronologie

1895
Am 10. Juli wird Carl Orff in München geboren
1898
Geburt der Schwester Maria (Mia)
1900
Erster Klavierunterricht
1901
Marsfeldschule
1905
Ludwigsgymnasium
1907-12
Wittelsbacher-Gymnasium
1910-12
Lieder für Singstimme und Klavier
1911-1912
"Zarathustra" (Nietzsche) für Bariton, drei Männerchöre und Orchester
1912-14
Studium an der Akademie der Tonkunst
1913
"Gisei" (Das Opfer) Musikdrama
1914
"Tanzende Faune", Ein Orchesterspiel
1914
"Treibhauslieder". Ein Trauerspiel nach Gedichten von Maurice Maeterlinck
1914
Studium bei Hermann Zilcher
1915-17
Kapellmeister an den Münchner Kammerspielen
1917
Erste Fassung von "Ein Sommernachtstraum" (unvollendet)
1917
Einberufung zum Kriegsdienst. An der Ostfront verschüttet.
1918
Kapellmeister am Nationaltheater in Mannheim und am Großherzoglichen Hoftheater Darmstadt
1918-19
Musik zu Büchners "Leonce und Lena"
1919
Rückkehr nach München
1919
Studium alter Meister, vor allem des 16. und 17. Jahrhunderts
1919
Unterrichtstätigkeit im privaten Schülerkreis
1919
Lieder nach Texten von Klabund, Dehmel, Lenau und Nietzsche
1920-21
Studium bei Heinrich Kaminski
1920-21
Lieder und Gesänge für Singstimme und Klavier nach Texten von Franz Werfel
1920-21
"Des Turmes Auferstehung" (Werfel) für zwei Baßstimmen, großes Orchester und Orgel
1920-21
Zweite Fassung für zwei Männerchöre, großes Orchester und Orgel
1920-21
Entwurf einer Einrichtung von Bachs "Kunst der Fuge" für mehrere Instrumentalkörper und Chöre
1920-25
Verheiratet mit Alice Solscher
1921
Geburt der Tochter Godela
1921
Beginn des Monteverdi-Studiums
1923/24
Dramaturgische und musikalische Neugestaltung von Monteverdis "L'Orfeo"
1924
Gründung und Aufbau einer Ausbildungsstätte für Gymnastik, Rhythmik, Musik und Tanz, zusammen mit Dorothee Günther: Güntherschule in München
1925
Neugestaltung von Monteverdis "Lamento d'Arianna"
1925
17. April: Uraufführung des "Orpheus" (1. Fassung) am Nationaltheater in Mannheim
1925
Neugestaltung von Monteverdis "Ballo delle Ingrate" (1608) (nach dem 7. und 8. Madrigalbuch) als Satyrspiel zu "Orpheus" unter dem Titel "Tanz der Spröden"
1925
28. Dezember: Uraufführung des "Tanz der Spröden" (1. Fassung) am Landestheater Karlsruhe
1925-32
Organale Cantus firmus-Sätze
1927
"Kleines Konzert" für Cembalo, Flöte, Oboe, Fagott, Trompete, Posaune und Schlagwerk nach Lautensätzen aus dem sechzehnten Jahrhundert
1928
11. Dezember: Uraufführung des "Kleinen Konzerts" in München im Rahmen der "Vereinigung für Zeitgenössische Musik"
1928
"Entrata" nach William Byrd für fünfchöriges Orchester und Orgel
1928
Zweite Fassung von "Ein Sommernachtstraum" (unvollendeter Entwurf)
1929
13. Oktober: Uraufführung der Zweitfassung des "Orpheus" im Residenztheater München
1930
Aufführung der "Entrata" über Funk und Lautsprecher durch Hermann Scherchen in Königsberg
1930
Kantanten nach Texten von Franz Werfel (Werkbuch I)
1930/31
Catulli Carmina I, II (Chorsätze)
1930/31
Chorsätze nach Texten von Bert Brecht (Werkbuch II)
1931-34
Publikation der ersten Schulwerk-Ausgabe: "Orff-Schulwerk Elementare Musikübung "in Zusammenarbeit mit Gunild Keetman
1931
Planung einer "Münchner Turm- und Stadtmusik"
1932
Bearbeitung bajuwarischer Volksmusik mit Kurt Huber
1932
28. April: Erstaufführung der "Lukaspassion" im Rahmen der "Vereinigung für Zeitgenössische Musik" in München
1932/33
Leitung des Münchner Bachvereins
1933
Szenisch-konzertante Einrichtung und Aufführung von Heinrich Schütz' "Historia der Auferstehung Jesu Christi" im Rahmen des Bachvereins
1937
8. Juni: "Carmina Burana", Uraufführung Städtische Bühnen Frankfurt am Main
1939-53
Verheiratet mit Getrud Willert
1939
5. Februar: "Der Mond", Uraufführung Bayerische Staatsoper München
1939
14. Oktober: "Ein Sommernachtstraum" (3. Fassung), Erstaufführung Städtische Bühnen Frankfurt am Main
1940
24. August: Erstaufführung der "Entrata" (Neufassung) in Frankfurt am Main
1940
4. Oktober: Aufführung der dritten Fassung des "Orpheus" in der Staatsoper Dresden
1940
30. November: Aufführung aller drei Monteverdi-Werke am Reußischen Theater in Gera
1943
20. Februar: "Die Kluge", Uraufführung Städtische Bühnen Frankfurt am Main
1943
6. November: "Catulli Carmina", Uraufführung Städtische Bühnen Leipzig
1943
Vierte Fassung von "Ein Sommernachtstraum" (nicht aufgeführt)
1947
15. Juni: "Die Bernauerin", Uraufführung Württembergische Staatstheater Stuttgart
1948
Beginn der Schulwerksendungen am Bayerischen Rundfunk "Die Weihnachtsgeschichte"
1949
9. August: "Antigonae", Uraufführung Felsenreitschule Salzburg
1950-54
Publikation der zweiten Schulwerk-Ausgabe "Musik für Kinder" in Zusammenarbeit mit Gunild Keetman
1950-60
Leitung der Meisterklasse für Komposition an der Staatlichen Hochschule für Musik in München
1952
30. Oktober: "Ein Sommernachtstraum" (5. Fassung), Erstaufführung Landestheater Darmstadt
1953
14. Februar: "Trionfo di Afrodite", Uraufführung Teatro della Scala, Milano (in Verbindung mit "Carmina Burana" und "Catulli Carmina" unter dem Titel: "Trionfi-Trittico teatrale")
1953
20. Oktober: "Astutuli", Uraufführung Münchner Kammerspiele
1954-59
Verheiratet mit Luise Rinser
1956
31. März: "Comoedia de Christi Resurrectione", Erstsendung des Bayerischen Fernsehens
1956
3. August: "Die Sänger der Vorwelt", Chorsätze nach einem Text von Friedrich Schiller, Uraufführung Stuttgart
1956
4. Dezember: "Nänie und Dithyrambe", Chorsätze nach Texten von Friedrich Schiller, Uraufführung Bremen
1956
Mitglied des Ordens "Pour le mérite" für Wissenschaften und Künste
1957
21. April: "Comoedia de Christi Resurrectione", Szenische Uraufführung Württembergische Staatstheater Stuttgart
1958
15. Mai: "Lamenti · Trittico teatrale liberamente tratto da opere di Claudio Monteverdi"; Erstaufführung unter diesem Titel bei den Schwetzinger Festspielen
1959
11. Dezember: "Oedipus der Tyrann", Uraufführung Württembergische Staatstheater
1959
Ehrendoktor der Universität Tübingen
1960
Heirat mit Liselotte Schmitz
1960
11. Dezember: "Ludus de nato Infante mirificus", Uraufführung Württembergische Staatstheater Stuttgart
1961
Gründung des Seminars und der Zentralstelle für das Orff-Schulwerk an der Akademie Mozarteum in Salzburg
1962/63
Schulwerk-Vortragsreisen nach Kanada, Japan und Portugal
1963
Eröffnung des Orff-Instituts in Salzburg
1963
12. März: "Ein Sommernachtstraum" (6. Fassung), Erstaufführung Württembergische Staatstheater Stuttgart
1968
24. März: "Prometheus", Uraufführung Württembergische Staatstheater Stuttgart
1972
Ehrendoktor der Universität München
1972
Großes Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
1973
20. August: "De temporum fine comoedia", Uraufführung Großes Festspielhaus Salzburg
1974
Verleihung des Romano Guardini-Preises der Katholischen Akademie in Bayern
1975-81
Arbeit an der Dokumentation "Carl Orff und sein Werk" in acht Bänden
1982
Gestorben am 29. März in München
1982
Beisetzung am 3. April in der Schmerzhaften Kapell der Klosterkirche zu Andechs

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